Workingtest Arolser Spatz (Toni)


Der Workingtest "Arolser Spatz" fand am 12.10.2014 auf dem Gelände der Retrieverfreunde Nordhessen in Bad Arolsen statt. Es gab die Starterklassen Schnupperer (S) und Anfänger (A); ich bin mit Toni in der Schnupperklasse gestartet.

Um sieben Uhr morgens hatten wir freie Fahrt auf der A1 Richtung Kassel und das Wetter versprach gut zu werden. Pünktlich zum Einlass auf das Gelände erreichten wir Bad Arolsen und meldeten uns bei der Sonderleitung an.

Gegen 10 Uhr wurden die Teilnehmer mit den insgesamt 40 Hunden begrüßt und die Richter vorgestellt und der Ablauf der Veranstaltung erklärt. Die drei Richter haben je zwei Aufgaben gestellt, bei denen maximal je 20 Punkte erreicht werden konnten.


Da ich das erste Mal auf einem WT war und den Ablauf einer solchen Veranstaltung noch nicht kannte und mit Toni noch kein professionelles Dummytraining mit Schuss absolviert hatte, war ich etwas aufgeregt. Meine Intention war aber an diesem Tag einfach Spaß zu haben und mit meinem Hund gemeinsam etwas zu erleben. Und das haben wir wirklich :-). Mit uns starteten 13 weitere Teilnehmer in der Schnupperklasse.

Aufgabe 1, Richter Rudolf Hahn (D), 5/20 Punkten


Nach kurzer Wartezeit in einer sehr engen Wartezone, wir und unsere Hunde mussten uns fast stapeln, begann für mich und Toni als fünfter Starter das Abenteuer.

Aufgabe: 15m Freifolge über einen Waldweg, links im Wald sollte ein Schuss fallen und Dummy fliegen (eine Markierung fallen). Anschließend den Hund auf das Dummy schicken.

Wir sind ganz sicher die Strecke frei bei Fuß gelaufen, dann kam der Schuss links von uns und Toni guckte in den Himmel (er kannte Schüsse nur aus dem Wald und dort flatterte es immer im Himmel). Ich war selbst überrascht und hatte verpasst Toni beim Schuss Richtung Wald auszurichten, damit er eine Chance hatte, das Dummy fallen zu sehen. Trotzdem schickte ich ihn in den Wald und Toni suchte einen nahe gelegenen Baum ab und versuchte hinauf zu klettern. Ich rief ihn ab und beorderte ihn wieder in die Grundstellung. Der Richter stellte fest, dass Toni das Dummy gar nicht gesehen/markiert hatte und gönnte uns einen neuen Versuch. Ich hatte ja aufgepasst und gelernt und richtete Toni jetzt auch in den Wald aus, der Schuss kam und Toni sah das Dummy fliegen. Der Rest war ein Klacks, Toni ging ab wie eine Rakete und sammelte das grüne Säckchen ein.

Für diese Aufgabe bekamen wir fünf Gnadenpunkte. :-)

Diese Aufgabe hat eine besondere Bedeutung für mich. Ich habe mich auf Tonis gute Instinkte verlassen, dass er etwas völlig Neues verstehen und umsetzen kann. Toni hat bis zu diesem Zeitpunkt noch nie mit Schuss gearbeitet und bei dieser ersten Aufgabe die Verknüpfung Schuss=Dummy hergestellt.

Aufgabe 2, Richter Rudolf Hahn (D), 5/20 Punkten


Die Aufgabe begann mit einer Freifolge von ca. 20 Metern durch den Wald, vorbei an einem Stapel Dummies, Kehrtwende und den gleichen Weg zurück auf einen steilen Hügel zu. Der Schuss fiel und ein Dummy kullerte den Abhang hinunter auf uns zu. Sobald das Dummy still auf dem Boden lag sollte ich Toni zum Apport schicken, die Distanz lag bei ca. 20 Metern.

Toni hat dieses Mal definitiv markiert und lief auf Kommando zielstrebig aufs Dummy zu, hat aber kurz in einem Haufen Äste geschnüffelt und dann die Orientierung verloren. Der Richter wies ihm nochmal kurz den Weg und Toni erinnerte sich, was er zu tun hatte. Dummy aufgenommen und 1a abgeliefert.


Anschließend sind wir in die nächste Wartezone umgezogen. Auch hier war es nicht besser, da sie eigentlich nur aus steilen Abhängen und tiefen Schlammpfützen bestand. Die Decken für die Hunde konnte man gar nicht ausbreiten und so drängten wir uns halb am Waldweg und halb am Hang und warteten auf die nächste Aufgabe.


Aufgabe 3, Richterin Helene Leimer (Ö), 0/20 Punkten


Eigentlich war das eine Paradeaufgabe für Toni und mich, aber manchmal kommt es einfach anders...

Aufgabe: Vier Hundeführer (HF) gehen mit ihren Hunden im Fuß in den Wald hinein und stellen sich in einer Line auf. Die Hunde werden abgesetzt und in 30m Entfernung gibt es ein Treiben. Anschließend sammeln die HF die Dummies ein und kehren zu ihren immer noch in der Line sitzenden Hunden zurück.

Alle Hunde sind bombenfest auf ihren Hintern sitzen geblieben während wir die Dummies eingesammlt haben. In der Line saßen drei Rüden und eine Hündin. Die Rüden haben leise gefiept, sind aber nicht eingesprungen. Alle fiependen Hunde haben direkt eine Null kassiert, was die Richterin allerdings nicht gesagt hat.

Ich war happy, dass Toni wie angetackert saß und habe gar nicht mitbekommen, dass er gefiept hat. Er hat bei  keinem Training und bei den vorigen und späteren Aufgaben gefiept.

Im nachhinein hat sich heraus gestellt, dass die Hündin gerade erst mit der Läufigkeit durch war.

Ich fand es schon sehr heftig, dass es in der Schnupperklasse beim leisesten Fiepen direkt eine Null hagelt. Einige andere Teilnehmer haben sich sehr darüber aufgeregt.


Aufagbe 4, Richterin Helen Leimer (Ö), 0/20 Punkten


Und wieder eine Aufgabe, die wie für uns gemacht schien...

Arbeiten aus der Line: Die vier Hunde der vorigen Aufgabe sitzen in der Line, der erste Hund (Toni) geht Fuß einige Meter in den Wald hinein, ein Schuss und eine Markierung in 30m Entfernung fällt. Auf Freigabe der Richterin wir der Hund auf das Dummy geschickt.

Toni ging wie zu erwarten perfekt bei Fuß und beim Schuss markierte er gut. Nach Freigabe schoss er kanonenkugelartig zum Dummy, überschlug sich, musste sich neu orientieren, sackte das Dummy ein und brachte direkt zu mir, sogar die Abgabe war perfekt. Ich war stolz wie Oskar und knuddelte mein Bärchen, nachdem ich ihn angeleint hatte, ordentlich durch :-). Wir haben uns dann wieder in die Line begeben und die anderen drei waren an der Reihe. Während die anderen arbeiteten fing Toni wundersamerweise wieder an zu fiepen.

Wieder bekamen wir wegen des Fiepens eine Null (hab ich auch erst nach der Siegerehrung erfahren), obwohl die Markierung und Fußarbeit so super lief. Ein bisschen sehr streng in der Schnupperklasse finde ich!


Die nächste Wartezone befand sich auf einem ca. 50 Meter langen Waldweg. Dort sollten sich alle Hunde aus der Schnupperklasse und einige der Anfänger aufhalten. Vor, hinter und neben uns wurden Aufgaben gearbeitet, sodass man wenig Ausweichmöglichkleiten hatte. Immerhin war der Weg tocken und die Hunde konnten auf ihren Decken ausruhen. ZWEI Stunden lang mussten wir warten, bis der erste aus der Schnupperklasse bei der fünften Aufgabe starten durfte.

Toni hat diese ewig lange Wartezeit super gemeistert. Warten hat er gelernt im Begleithundekurs. Toni war seit Beginn der ersten Aufgabe im Arbeitsmodus und hat die Konzentrationsphase während der Wartezeiten aufrecht erhalten. Das schätze ich so an Toni - wenn er arbeitet, dann mit ganzem Herzen und 100% Körpereinsatz!

Zwischendurch haben wir uns mit Entspannungsknuddlern und Unterordnung bei Laune gehalten. Schon in den vorherigen Wartebereichen wurde von anderen Teilnehmern Tonis krasse Fixierung auf mich gelobt und bewundert. Dieser wunderbare Hund hat mich den ganzen Tag angehimmelt und war mit dem Kopf nur bei mir. Auch nach zwei Stunden Wartezeit hat er auf einem schmalen Waldweg eine 1A-Fuß-Performance hingelegt. Die Anerkennung der anderen Teilnehmer ging runter wie Öl ;-).

Toni und Herrchen in der Wartezone
Toni und Herrchen in der Wartezone

Aufgabe 5, Richter Hubert Utsch (D), 20/20 Punkten


Nach den zwei Stunden Wartezeit hatte ich Toni mit einfachen Positionsübungen wieder aufgewärmt. Er war wieder voll motiviert und ich ja immer noch im Glauben, dass es bisher super gelaufen ist...

Aufgabe: Auf dem Waldweg die Grundstellung einnehmen, dann nch links wenden und ca. 20 Meter durchs Unterholz mit dem angeleinten Hund auf den Richter zu laufen.

Ein Klacks! Leinenführig ist Toni auf jeden Fall und so bin ich frohen Mutes dem Herrn Utsch entgegen gelaufen.  Bei ihm angekommen streckt er mir die Hand entgegen und bedankt sich sichtlich gerührt bei mir für den ersten leinenführigen Hund des Tages (es waren schon alle A-Teilnehmer durch und es fehlten nur noch 6 aus der Schnupperklasse)! Ich war sehr überrascht und stolz zugleich und bedankte mich für dieses tolle Lob.

Anschließend sollte ich mit Toni ca. 20 Meter frei bei Fuß über zwei auf dem Weg liegende Holzstämme auf ein Dummy zulaufen, dann kehrt machen und zum Ausgangspunkt zurück gehen. Auf Freigabe des Richters den Hund zum Apport schicken.

Schon während der Freifolge lobte Herr Utsch die tolle Fußarbeit und nach dem Apport in Superspeed war er entgültig hin und weg von Toni.

Es ging ohne Pause weiter mit Aufgabe 6.

Aufgabe 6, Richter Hubert Utsch (D), 0/20 Punkten


Ich stand mit Toni in der Grundstellung auf einer Weggabelung, es fiel ein Schuss und nach einigen Sekunden fiel geradeaus in ca. 50m Entfernung eine Markierung. Ich habe gesehen, dass Toni markiert hat und ihn aufs Dummy geschickt. Er hat mit Vollspeed gestartet und bleibt auf einmal 10 Meter vor der Fallstelle stehen und schaut mich Hilfe suchend an. Er hatte sich mit der Distanz total verschätzt. Ich war etwas überrascht und habe nicht reagiert und so machte Toni sich auf den Weg zurück zu mir. Ich wusste, dass ich ihn auf Entfernung nicht auf das Dummy einweisen kann (haben wir nie geübt) und so habe ich einfach blöd in der Gegend herum gestanden. Da Toni ein schlauer Hund ist, hat er die Nase eingesetzt und auf dem Weg zu mir zurück Dummy-Wind bekommen. Ein kurzer Schlenker nach links hat ihn zu dem Dummyberg der Helfer geführt und davon hat er sich eines genommen und mir ganz stolz gebracht. Ich habe mich ehrlich gefreut und Toni den Erfolg, doch noch ein Dummy bei Mama abliefern zu können, gegönnt. Es war unser erster Schnupper-WT und den sollte Toni mit einem Erfolgserlebnis beenden.

Der Richter verkündete mir dann ganz geknickt, dass er mir leider dafür eine Null geben müsse, aber da war mir ja sofort klar und ich war trotzdem total happy, weil Toni einfach eine super Leistung an diesem Tag gezeigt hat.

Die sechs Aufgaben hatten wir bis 16 Uhr hinter uns gebracht und nachdem Toni seine Arbeitsleine gegen das Alltagshalsband getauscht hatte, konnt er sich auf seiner Decke zufrieden und sehr müde einrollen und Herrchen und ich uns ein bis drei Bratwürstchen vom grill gönnen. Um 17 Uhr folgte die Siegerehrung mit Stechen um den ersten Platz in der S und den zweiten Platz in der A.

Mit Ausnahme der extrem langen Wartezeit vor Aufgabe fünf und der meiner Meinung nach sehr harten Wertung von Helene Leimer war der Arolser Spatz ein tolles Erlebnis! Ich habe viel über Toni und seine Fähigkeiten gelernt und tolle Hundemenschen getroffen. In Zukunft werde ich noch ein bisschen mehr auf Toni vertrauen und intensiver mit Dummies arbeiten.  Ein besonderer  Dank geht an das tapfere Herrchen!

Warten auf die Siegerrehrung. Toni ist schon im Land der Träume.
Warten auf die Siegerrehrung. Toni ist schon im Land der Träume.

Nach zwölf Stunden auf den Beinen waren alle Formaliäten erledigt, wir haben einen Tombola-Preis und eine Teilnehmerurkunde erhalten, und wir konnten gegen 18.30 Uhr den Heimweg antreten.