Schleppleinentraining


Aufgrund Tonis sehr stark ausgeprägten Spür- und Jagdtrieb haben wir im Junghundealter mit der Schleppleine (SL) trainiert. Für mich ein unverzichtbares Mittel, um Gehorsam zuverlässig zu üben. Vor allem im städtischen Gebiet mit vielen Straßen und wenig großen, freien Flächen.

 

Nützliche Infos zum SL-Training habe ich hier und hier gefunden.

 

Die erste Frage, die sich mir stellte war: welche Schleppleine ist die richtige?


Eine alte 20m-Nylon-SL kam nicht in Frage, da sie sich sehr schnell verheddert und bei Nässe und Dreck schwer und schmierig wird. Außerdem kann man sich an der Nylonleine schwere Verbrennungen zuziehen, wenn die Leine durch die Hände rutscht.

Nach ausgiebiger Internetrecherche fiel meine Wahl auf eine Biothane-SL von 12mm Breite und 15m Länge.

Biothane ist ein Material, das reißfest, und wasser- und schmutzabweisend ist. Es schimmelt nicht und fühlt sich ein bisschen wie Gummi an (es ist nur nicht elastisch).

Anfangs war ich sehr zufrieden mit meiner Wahl. Nach einiger Zeit störte mich allerdings das Gewicht  und bedingt durch die Breite auch das häufige Verheddern der Leine. Die Leine ließ sich sehr gut wieder entfriemeln... es gab keine Knoten, allerdings gab es diesen Telefonkabeleffekt. Die Leine hat sich eingedreht und war so auch vertüddelt.

Ich habe dann diese Leine gegen eine runde Biothane-SL mit 6mm Durchmesser (und auch 15m Länge) eingetauscht und bin sehr zufrieden! Diese SL verheddert sich nicht und ist auch bedeutend leichter.

 

Zweite Frage: welche Kommandos, bzw. was soll mein Hund im Alltag auf Spaziergängen können?


Gar nicht so einfach... was erwarte ich von meinem Hund?

  • Ich möchte, dass mein Hund einen bestimmten Radius einhält
  • er soll auf Kommando stoppen
  • sicherer Rückruf!
  • Kontrolle auf Entfernung mit "Sitz", "Stop", "Bleib" usw.
  • (Leinenführigkeit an kurzer Leine natürlich)

Erste Schritte


Wir haben uns eine möglichst reizarme Umgebung gesucht, ich habe die SL an Tonis Geschirr (ganz wichtig, auf keinen Fall die SL am Halsband befestigen: Wirbelsäulenschäden durch Ruck) befestigt und ihn ohne Kommando laufen lassen. Das Ende der SL hielt ich in der Hand. Er verhielt sich völlig normal, unbeeindruckt von der langen Leine.

Toni hat etwas die Wiese erkundet und wollte dann zu einem weiter entfernten Vogel rennen. Nach 15m wurde er etwas unsanft durch die Leine gebremst. Zeitgleich zum Ruck habe ich "Stop" gerufen. Vor Schreck durch den Ruck blieb Toni stehen und drehte sich zu mir um. Darauf hin habe ich sofort verbal gelobt, bin zu ihm gegangen und habe einen Keks reingesteckt :-).

In den nächsten Tagen habe ich auf der Wiese das "Stopkommando" vertieft, da es meiner Meinung nach gerade für die Arbeit mit der SL unerlässlich ist.

Um beide Hände für Spieli, Dummy, etc frei zu haben, habe ich mir die Leine mit einem Riemen um die Schulter gelegt.

Als nächstes habe ich mir einen breiten Waldweg gesucht, um das "auf dem Weg bleiben" zu üben.

Jedes Abbiegen ins Unterholz habe ich mit einem scharfen "Nein" und stoppen über die SL kommentiert. Reagierte Toni, bekam er sofort ein freudiges Lob und ggf. Leckerchen.

Schon nach einigen Malen brauchte ich nicht mehr auf die SL treten - das verbale Kommando "Nein" reichte aus.  Natürlich durfte und darf Toni auf Freigabe ("OK") ins Unterholz. Aber eben auf meine Freigabe hin und nicht eigenständig.

 

Nach ein paar Tagen hatte Toni das "Stop" und "Nein" gut verinnerlicht und lief auch schön in dem SL-Radius auf den Waldwegen. Allerdings schnüffelte er sehr viel und war mit seinen "Gedanken" irgendwo weit weg.

Um einen besseren Kontakt zum Hund aufzubauen, hab ich angefangen, jeden Blick zurück zu mir überschwänglich zu loben. Verbal und mit fliegenden Futterstückchen. Ein hungriger Labi lernt schnell und so bot Toni schon nach kurzer Zeit (vielleicht 10 Minuten) immer wieder Kontakt an, indem er aus vollem Lauf kehrt machte und mich anschaute oder zu mir lief.

 

Ein Beispiel, wie man spielerisch den Kontakt zwischen Hundeführer und Hund festigen, bzw. interessant machen kann: Futterstückchen werfen, sobald der Hund Kontakt aufnimmt.

In der nächsten Zeit habe ich Schnüffeln, Butterblümchen zählen und Gras mampfen strickt vom eigentlichen Spazierengehen getrennt. Das heißt, beim Laufen hat Hundi sich nicht festzuschnüffeln und meinem Tempo anzupassen.

Außerdem habe ich Toni immer mal wieder ohne besonderen Grund abgerufen. Der peilt nämlich ziemlich genau die Lage und hat schnell drauf, dass abgerufen wird, wenn etwas oder jemand Interessantes - aber nicht für kleine Labis bestimmtes - kommt oder passiert.

Immer wieder "Nein", "Hier" und "Stop", Fußgehen oder andere Unterordnungsübungen. Wird ein Kommando ignoriert, kommt die Korrektur sofort. Ignoriert Toni zum Beispiel das "Nein" und bleibt an einer Pipistelle stehen und saugt sich weiter fest, gehe ich schnell und groß auf ihn zu und knurre ihn an, mache kehrt und wiederhole das "Nein", was darauf hin auch sofort wieder klappt.

Das bisher Erlernte wurde weiter gefestigt und die Reize nach und nach erhöht. Ich ging bewusst auf Wiesen, wo sich Vögel oder Kaninchen tummeln und fragte "Hier", "Stop" und "Nein" mit dieser Ablenkung ab.

Anscheinend haben Hunde auch mal gute und schlechte Tage... teilweise waren und sind solche Übungen eine reine Katastrophe!Da kommen wir super sauber an 14 Kaninchen vorbei und das 15. Viech riecht dann nochmal besonders gut und Toni kennt nix mehr. Sehr frustrierend, passiert aber immer wieder.

Meiner Erfahrung nach braucht man gar nicht anfangen, wenn man gerade nicht bei der Sache ist oder einen schlechten Tag hat. In dem Falle bringt es mehr, an kurzer Leine ohne großes Training einfach nur Spazieren zu gehen. Genauso bringt es eher wenig, wenn man merkt, dass der Hund schlecht drauf ist.

 

Irgendwann habe ich zusätzlich/ersatzweise zum "Nein" bei Wildsichtungen angefangen zu clickern. Das heißt, Toni bekommt für das Gucken und Verharren am Wild den Click (Vorraussetzung ist, dass der Hund auf den Click konditioniert ist) + Belohnung und anschließenden Richtungswechsel, sodass er nicht direkt wieder zum Wild kann. Man kann anstelle des Clicks auch ein Markerwort, wie zum Beispiel "Gucken" einführen.

 

Fortsetzung folgt...