Wie man sich unbeliebt macht in 3 einfachen Schritten

Man ist mit seinem Kind draußen und übt Fahrrad fahren. Als es nach unzähligen Versuchen endlich klappt und das Kind einige Meter alleine ohne Stützräder fahren kann, kommt ein Mann mit seinem Kind vorbei. Dieses Kind läuft auf das eigene zu und schubst es vom Fahrrad. Der Mann steht daneben und guckt. Auf die folgende Schimpftirade reagiert er empört, er denkt es ist doch alles richtig abgelaufen.

Die Auffassung dieses Mannes ist nicht zu verstehen. Jeder würde sagen, dieser Mann tickt nicht ganz sauber...

Im echten Leben passiert das so wohl eher selten. Ersetzt man allerdings die Kinder durch Hunde, ist so ein unmögliches Verhalten durchaus an der Tagesordnung. Da geht man mit seinem Hund spazieren und andere Hundehalter meinen zu wissen, was genau mein Hund jetzt gerade braucht.

 

Ich bin heute morgen mit Toni zum Teich gefahren, um Platz unter starker Ablenkung zu üben. Da eignet sich der Hammerteich mit seinen vielen Enten sehr gut. Toni hat trotz seiner Passion für Federvieh super mitgearbeitet und sich auf jedes Platz-Kommando hingelegt und ist bis zur Freigabe liegen geblieben. Dann kam uns ein Mann mit Hund entgegen. Als er uns sah hat er seinen Hund angeleint und ich habe Toni am Wegesrand ins Platz gelegt. Da der andere Hund ja angeleint war, habe ich mich nur auf Toni konzentriert. Toni war superbrav und hat mich die ganze Zeit angeschaut. Auf einmal steht der fremde Hund über Toni. Toni springt darauf hin verständlicherweise weg und ich kann nur entgeistert den grinsenden Mann anschauen.

Nach 2 Sekunden "an-der-Intelligenz-mancher-Menschen-zweifeln" ist wir echt der Arsch geplatz und ich habe den Mann ordentlich zurecht gestutz. Wäre er ein aufmüpfiger Köter gewesen, hätte der Anschiss bewirkt, dass er sich einpinkelt.

Man muss wirklich die Augen immer überall haben und für die anderen auch noch mitdenken! Was ist das für eine Mentalität, dass viele Hundehalter meinen, ihr Hund muss zu allen anderen Hunden gehen und mal "Hallo" sagen. Auch noch, oder vor allem, wenn diese Hunde gerade offensichtlich im Training sind.

Toni ist ein lieber Hund und hat sich nur der unangenehmen Situation entzogen. Manch anderer Hund hätte in so einer Situation Kleinholz aus dem Hund gemacht, der sich über ihn stellen wollte. Diese aufgedrängten "Sozialkontakte", die ein Hund ja unbedingt zum überleben braucht, sind wirklich ätzend.

Ich kann ja auch mal durch die Stadt rennen und alle Leute einfach umarmen, von denen ich denke, sie hätten es nötig. Ich bin mir sicher, die Mehrheit hat mir einen auf die Glocke.

 

Das war übrigens Schritt 3 des "Unbeliebt machen".

Schritt 2 ist (wie oben schon kurz angerissen) seinem Hund den Kontakt zu anderen Hunden nicht immer und überall zu erlauben. Es dauert keine 2 Tage und schon ist man in der Gegend als Hundequäler verschrien. Der arme Hund wird seelisch und charakterlich verkümmern, weil man ihm nicht gestattet, Kontakt mir unerzogenen, kläffenden Kleinsthunden zu haben oder weil man einfach nicht möchte, dass der eigene Hund von einer pubertierenden Jungdogge gerammelt wird. Und wenn man einfach gerade nur gehen möchte und keine Lust auf Gespräche mit anderen Hundehaltern hat, man ist ein Hundequäler.

Und dann wäre da noch Schritt 1 in: wie mache ich mich unbeliebt...

Das geht ganz einfach und ist mir schon am zweiten Tag mit Toni gelungen. Man möchte seinem Welpen ja ein bisschen die Welt zeigen und geht mit der kleinen Plüschkugel auf dem Arm nach draußen. An interessanten Stellen wird er auf den Boden gesetzt und kann ein bisschen schnüffeln und erkunden. Da der Welpe aber gerade mal 8 Wochen alt ist und noch nicht so viel und weit laufen kann und soll nimmt man ihn einfach auf den Arm und vertödelt so die Zeit. Viele Menschen finden kleine Welpen süß und wollen soch so gerne mal streicheln. Wenn sie fragen, dürfen sie das bestimmt auch mal tun. Wer nicht fragt (vorzugsweise stark parfümierte ältere Damen) und den Welpen, den ich auf dem Arm habe, einfach frech anpackt und KÜSST bekommt einen Anschiss. Als würde man jeden Kinderwagen aufreißen und fremde Babies abknutschen! Alle Menschen bestehen auf ihre ach so wichtige Privatsphäre... aber einer Frau, die einen Welpen auf dem Arm hat langt man ungeniert ins Dekollete. Tssss.

Ich werde mich in der nächsten Zeit also noch ein bisschen mehr unbeliebt machen und ganz bald einen sehr gut erzogenen Hund haben. Denn durch all diese rücksichtslosen Menschen können wir lernen und besser werden. Nichts lehrt besser, als verrückte, unvorhersehbare Situationen :-)

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Kommentare: 1
  • #1

    Eva Michnik (Mittwoch, 19 Februar 2014 18:41)

    Das ist leider schon seit Jahren so, dass man sich als Hundehalter nicht selbst seine Sozialkontakte mit Hunden und deren Haltern aussuchen darf.Es gibt immer wieder Leute, die meinen mit Dreistigkeit und Dummheit uns belästigen zu können. Dabei wird schnell klar, wie wenig die meisten Hundehalter von Hundehaltung wissen, es aber immer ganz genau für unsere Hunde meinen kundtun zu müssen.Mit der Zeit lernt man diese Spezies schon von Weitem zu erkennen und kann ausweichen.Etwas anderes ist leider nicht möglich,da diese Leute lernresistent sind. Ich wünsche Dir in Zukunft nette Hundebekanntschaften und weniger Frust.
    Haltet die Ohren steif,Du und Toni :))