Wanderurlaub im Sauerland

Unseren Sommerurlaub verbrachten wir dieses Jahr im Sauerland. Von unserem Hotel aus - einsam gelegen auf einem Berg in der Gemeinde Kirchhundem - wanderten wir zehn Tage lang auf Abschnitten und Spuren (Zuwegen) des Rothaarsteigs. Die Berge der Umgebung haben eine Höhe von 550 bis 711 Meter. 

Die erste Tour hatte eine Länge von 11,2 Kilometern und führte über Selbecke (358m ü. NN) zu den Stelborner Klippen hinauf zum Heisterberg (622m ü. NN). Entlang des Baches Hundem sind wir wieder in den Ort Selbecke abgestiegen und dort im Haus des Gastes eingekehrt. Während der vierstündigen Wanderung begegneten wir keiner Menschenseele und konnten bei 30°C die Ruhe im Wald genießen.

Bequemes Wandern mit dem Jogginggurt und Toni im Geschirr.
Bequemes Wandern mit dem Jogginggurt und Toni im Geschirr.

Nach diesem anstrengenden Auftakt legten wir einen eher gemütlichen Tag ein und fuhren mit dem Auto zum Biggesee. Es war zu heiß zum Wandern und wir wollten uns am Wasser abkühlen. Lieder waren gerade Bauarebiten an der Staumauer im Gange, was zur Folge hatte, dass der Pegel des Biggesees an einigen Stellen bis zu 15 Meter gesenkt wurde. Das Ufersediment war so locker, dass man keine Möglichkeit hatte, ans Wasser zu gelangen. An der benachbarten Listertalsperre hatten wir etwas mehr Glück, sie hatte einen hohen Pegel, aber kaum zugängliche Badestellen, an denen der Hund erlaubt ist. Nach einigem Suchen fanden wir eine wilde Stelle, an der Toni baden und die Enten beobachten konnte.

Vom Hotel aus führen mehrere Wege hinab ins Tal. Man kann die Orte Oberhundem und Selbecke innerhalb von 20 Minuten zu Fuß erreichen. Entlang eines dieser Wege lebt auf einer saftige Weide eine größere Herde Kühe. Sie interessierten sich sehr für uns und kamen zum Weg gelaufen. Toni war sehr aufgeregt, er hatte ja noch nie in seinem Leben Kühe gesehen, und wäre am liebsten zu den großen weißen Tieren gelaufen. Der stattliche Bulle der Herde beeindruckte aber nur uns Menschen, Toni wollte gerne auf Tuchfühlung gehen. Irrer Hund!

Bulle und Kühe mit Kälbern.
Bulle und Kühe mit Kälbern.

Als nächstes fuhren wir zur "Hohe Bracht" (581m ü. NN). Von diesem Aussichtspunkt gehen einige Skiloipen und Rodelpisten ab. Bei einem Mittagessen genossen wir die herrliche Aussicht, anschließend schauten wir uns einen Lehrpfad zum Gebirge und Gestein an.

Hinter Toni und L. geht es abwärts...
Hinter Toni und L. geht es abwärts...

Bei dunstigen 18°C starteten wir unsere zweite Tour von 11,8 Kilometern Länge. Die sogenannte "Oberhundemer Bergtour" liefen wir entgegen der übliche Richtung und begannen mit dem steilen Aufstieg von Oberhundem (402m ü. NN) über den Eselspfad zum Alpenhaus der DAV Sektion Essen (711m ü. NN). Dort stärkten wir uns mit einer großen Portion Bratkartoffeln, Leberkäs und Spiegelei. Toni machte in der Zeit ein Erholungsschläfchen unter dem Tisch. Nach der Pause genossen wir den sanften, langen Abstieg über Brie und die Wiggequelle zurück nach Oberhundem und von dort zum Hotel.

In 700 Metern Höhe: jetzt geht es nur noch bergab.
In 700 Metern Höhe: jetzt geht es nur noch bergab.

Ein anderer Weg vom Hotel ins Tal führt erst durch einen Waldabschnitt um dann den Blick auf die Adolfsburg freizugeben. Da die Burg bewohnt ist, kann man das schöne Gebäude leider nicht besichtigen.

Blick auf die Adolfsburg.
Blick auf die Adolfsburg.

Die dritte Tour machten wir an einem regnerischen und kalten Tag (13°C) im Panorama-Park Wildpark Kirchhundem. Der in 600 Metern Höhe gelegene Park verbindet Sommerrodelbahn, Streichelzoo, Wildpark und Wanderwege sowie große Kinderspielplätze. Die Attraktionen für Kinder haben wir ausgelassen und uns auf den Weg zu den Tiergehen und dem Wildpark gemacht.

Diese kleinen Banditen hatten es Toni ganz und gar angetan. Er war sehr aufgeregt, als er die Waschbären in ihrem Gehege entdecke. Bei Toni erwachte der Jagdinstinkt - gleichzeitig schaltete das Hirn auf Pause und Toni warf sich mit aller Kraft in die Leine. Killerblick bei Toni, müdes Lächeln bei den Banditen. Sie ließen sich nicht aus der Ruhe bringen und bettelten eifrig nach Futter. Aber da wir ja "Labrador-Bettel-Blick"-resistent sind, sind auch diese niedlichen und verdammt bissigen Waschbären leer ausgegangen. Auch am Gehege der Fischotter war Toni sehr aufgeregt, ließ sich aber nach einem "Mitarbeitergespräch" doch überzeugen, dass hund sich zu benehmen hat. Außerdem hätten ihm Chilli und Pepper - so die Namen der beiden Otter - sicherlich das Fell über die Ohren gezogen, wenn er in ihren Tümpel gehüpft wäre. 

Interessierter Jungwolf.
Interessierter Jungwolf.

Wir zogen weiter zum Gehege der Wölfe. Dort passierte wirklich etwas sehr Interessantes: Toni war total an den Wölfen interssiert und lief aufgeregt am Zaun entlang. Ein junger Wolf preschte zum Zaun und machte wilde Spielaufforderungen und Vorderkörpertiefstellung. Ein weiteres junges Tier kam dazu, sie verhielten sich wie Hunde hinter einem Gartenzaun. Nach wenigen Sekunden kam ein älterer Wolfsrüde angeprescht und maßregelte die beiden jungen Tiere sehr deutlich und scheuchte sie vom Zaun weg. Ganz offensichtlich wollte er nicht, dass die Jüngeren Kontakt mit Toni aufnahmen. Diese sehr eindeutige Kommunikation verlief völlig lautlos und dauerte nur wenige Sekunden. Der Alte hatte seinen Standpunkt deutlich gemacht und zog sich dann wieder zurück. Der Weg führte noch ein Stück am Gehe entlang und die beiden jungen Wölfe liefen dicht am Zaun und nahmen immer wieder Kontakt zu Toni auf. Der alte Rüde kam noch zwei Mal aus dem Unterholz und musste dem Junggemüse nochmal erklären, dass er keinen Kontakt zu Hunden wünscht. Toni war freundlich interessiert und wenig beeindruckt. Ich dagegen war sehr beeindruckt von diesen schönen Tieren und fasziniert von der sauberen, absolut stillen und eindeutigen Kommunikation untereinander. Viele Haushunde sind in ihrer Kommunikation leider sehr unklar oder haben es schlicht nie gelernt. Es war schön, die Möglichkeit zu haben, Wölfen so hautnah zu kommen. Allerdings gehören diese Raubtiere (wie viele andere Tiere auch) nicht in Gehege, egal wie groß diese sind.

Wolf, Wölfe
Der ältere Rüde maßregelt die jüngeren Wölfe.

In weitaus größeren Gehegen befanden sich außerdem Damwild, Wildschweine, Rotwild, Bisons und alte Schafrassen. Die Schafe und Ziegen waren neugierig und schnupperten am Zaun. Die Bisons ließen sich überhaupt nicht stören und die Wildschweine waren eher angriffslustig. Auf dem Rundweg um die Dam- und Rotwildgehege benahm Toni sich brav, diese Tiere kennt er schon aus anderen Parks...

Bisons mit Kalb.
Bisons mit Kalb.

Die nächste Tour machten wir in einem Waldstück in Oberhundem. Dort gingen wir einen Rundweg Richtung Steinernes Kreuz auf 498m ü. NN. Das Wetter war wieder gut und im Wald märchenhafte Stimmung. Anschließend kehrten wir in einer urigen Gaststätte ein und aßen leckeres Hirschgulasch und Pfifferlinge aus der Region.  

Idyllischer Märchenwald.
Idyllischer Märchenwald.

Die Abschlusstour des Urlaubs war ca. acht Kilometer lang und führte teilweise über den Rothaarsteig. Wir starteten am Rhein-Weser-Turm, der auf der Wasserscheide von Rhein und Weser steht. Neben dem Wegweiser steht ein Schild, das sich an Hundebesitzer und Sportler richtet: "Nehmt Rücksicht auf das Wild", was wir natürlich getan haben, wir ließen Toni zur Sicherheit an der Schleppleine laufen. Von dort aus ging es zur Waldschule, wo man in einem eisernen Buch Wissenswertes über die heimischen Baum- und Pflanzenarten lesen kann.

Das Pult der Waldschule.
Das Pult der Waldschule.

Vom Pult aus blickt man auf kleine Beete, die wie Schulbänke angeordnet sind. Im Buch kann man den "Sitzplan" nachschlagen und so erfahren, welche Bäume in welchen Beet wachsen.

Blick vom Pult in die "Klasse".
Blick vom Pult in die "Klasse".

Weiter ging es entlang des Schwarzbaches Richtung Tal. Am Wegesrand entdeckten wir immer wieder kleine Blaubeersträucher, dicke Moosteppiche und mehrere große Ameisenhügel, auf denen es nur so von schwarzen Waldameisen wimmelte.

Zwei große Ameisenhügel am Waldrand.
Zwei große Ameisenhügel am Waldrand.

Im Schwarzbachtal kühlte Toni sich erstmal die Proten und den Bauch und wir fanden ein weiteres eisernes Buch mit Informationen über den Schwarzbach und dessen Ökosystem. Anschließend stiegen wir über einen anderen Weg wieder zum Rhein-Weser-Turm (680m ü. NN) hinauf und stärkten uns mit gebeiztem Lachs und Wildgulasch. 

Toni im Schwarzbachtal.
Toni im Schwarzbachtal.
Landmarke am Rothaarsteig: Kilometer 85
Landmarke am Rothaarsteig: Kilometer 85

Im Hotel waren zwischenzeitlich neben dem Hotelhund Bowie noch ein paar andere Hunde und deren Besitzer zu Gast. Die Hunde sind die meiste Zeit gut miteinander ausgekommen und beim Abendessen saß Bowie immer mal wieder an einem anderen Tisch und bettelte. Er versuchte es auch bei uns am Tisch, bleib aber erfolglos und legte sich dann doch lieber hin. Toni akzeptierte es, wenn Bowie in der Nähe lag, wollte aber nicht direkt neben ihm liegen. So lange ein Stuhl oder ebend er Tisch zwischen Toni und Bowie war, konnte Toni entspannen. Er mochte den XL-Border Collie einfach nicht. Das ist auch völlig in Ordnung so; Toni muss nicht jeden Hund mögen und wenn Bowie zu aufdringlich wurde, haben wir ihn weggeschickt...

Hotelhund Bowie.
Hotelhund Bowie.

Die Gegend um Kirchhundem ist wunderschön und bietet anspruchsvolle und spektakuläre Wanderwege. Man kann die Ruhe genießen und stundenlang durch die Wälder laufen, ohne anderen Menschen zu begegnen. Mit ein bisschen Glück entdeckt man Fliegenpilze, lautlose Greifvögel, die durch die Bäume gleiten, eine Herde Kühe oder ein paar Ponys auf einer hochgelegenen Weide mitten im Wald und vielleicht sieht man auch das scheue Rotwild...

Aufgeschrecktes Rotwild.
Aufgeschrecktes Rotwild.
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